Kyjiw-Exkursion: Anti- und prorussischer Nationalismus in der heutigen Ukraine (Eichstätt, 08.05.-16.05.09)

Typ: Projekt
SWS: 2
Credit Points: 3

Kursbeschreibung / -kommentar

Wie der jüngste, so genannte „Gasstreit“ zwischen der Ukraine und Russland vom Januar 2009 ein weiteres Mal gezeigt hat, entwickelt sich die Frage nach dem Platz der Ukraine im künftigen Europa und nach der Neudefinition der russisch-ukrainischen Beziehungen im Gefolge der Erlangung der politischen Unabhängigkeit durch die Ukraine 1991 zu einer zentralen Herausforderung der europäischen Politik im beginnenden 21. Jahrhundert. Hierbei spielt das Problem der Definition der ukrainischen Identität, der Interpretation der wechselhaften Geschichte des Sowjet- und Zarenreiches, zu dem die Ukraine teilweise bzw. in ihrer Gesamtheit bis 1991 gehörte, sowie der Grenzen des Hoheitsgebietes und der Einflussphäre Russlands (Stichwort: Krim-Sevastopol) eine entscheidende Rolle.
Sowohl in Russland als auch in der Ukraine werden diese Fragen durch die gesamten Spektra der vorhandenen politischen Kräfte sowie zahlreiche Intellektuelle – teilweise heiß – diskutiert. Darüber hinaus gibt es in der Ukraine verschiedenartige Bewegungen, die entweder eine eher „prorussische“ oder eine „prowestliche“ nationalistische bzw. sogar ultranationalistische Position vertreten. Obwohl radikale Parteien dieser Provenienz in der Ukraine – trotz der niedrigen 3%-Hürde für den Eintritt in das ukrainische Parlament – eine nur geringe Rolle spielen, bestimmen die oben genannten Themen wesentlich die Natur und Ausrichtung ukrainischer Innen- sowie Außenpolitik.
Mit der öffentlichen Selbstverpflichtung der NATO zu einer künftigen Aufnahme der Ukraine in die Nordatlantische Allianz auf dem Bukarester NATO-Gipfel von 2008 ist die Zukunft der russisch-ukrainischen Beziehungen mit einer Zeitbombe versehen worden. Da der politische Diskurs in Russland sowie prorussische Diskurs in der Ukraine in den vergangen Jahren immer stärker von antiwestlichen Stereotypen geprägt wird, könnte im schlimmsten Fall die weitere Annäherung der eng mit Russland verbundenen Ukraine an den Westen zu gefährlichen Komplikationen innerhalb der gesamten europäischen Sicherheitsarchitektur führen. Damit liegt die historische Relevanz und politische Brisanz des Themas unseres Studienvorhabens auf der Hand.
Wir wollen auf unserer Studienreise mit ausgesuchten englisch- oder deutschsprachigen Experten in Kiew das Problem der beiden in der Ukraine miteinander konkurrierenden Nationalismen erörtern. Das Erkenntnisinteresse besteht in einer umfassenden Einschätzung nationalistischer Potentiale und Ideologien in der heutigen Ukraine und ihrer Konsequenzen für die ukrainische Innenpolitik, russisch-ukrainischen Beziehungen und europäischen Sicherheitsarchitektur. Wie hoch ist und wodurch manifestiert sich das jeweilige Konfrontationspotential des einerseits ukrainischen und andererseits großrussischen Nationalismus in der Ukraine? Was sind die Grundprobleme des russisch-ukrainischen Streits und die Grundannahmen ukrainischer und prorussischer Nationalisten? Gibt es Möglichkeiten zu einem Ausgleich zwischen diesen beiden Tendenzen und wenn ja: welche?

LITERATUR:
Natalja Panina: Faktory nacional’noj identičnosti, tolerantnosti, ksenofobii i antisemitizma v sovremennoj Ukraine, in: Vestnik obščestvennogo mnenija 1/2006, S. 26-38.
Paul Kubicek: What Happened to the Nationalists in Ukraine? in: Nationalism and Ethnic Politics 1/1999, S. 29-45.
Taras Kuzio: Radical Nationalist Parties and Movements in Contemporary Ukraine and After Independence. The Right and Its Politics, 1989-1994, in: Nationalities Papers 2/1997, S. 211-242.
Taras Kuzio: Theoretical and Comparative Perspectives on Nationalism. New Directions in Cross-Cultural and Post-Communist Studies. Stuttgart, 2007.
Kerstin Zimmer und Femke van Praagh: Fremdenfeindlichkeit in der Ukraine, in: Ukraine-Analysen 41/2008, S. 2-5.

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