Egoismus

Kursbeschreibung / -kommentar

Egoistische Theorien über die Natur des Menschen weisen eine eigentümliche Anziehungskraft auf: Sie sind einfach zu verstehen und beanspruchen dennoch einen Großteil des menschlichen Verhaltens erklären zu können. Das Bild vom Menschen als einem egozentrisch-zweckrational handelnden homo oeconomicus prägt nicht nur unser politisches und wirtschaftliches System, sondern auch verschiedene Einzelwissenschaften und nicht zuletzt unser Selbstverständis als Individuen. Dies hat nicht erst dann negative Folgen für unser gesellschaftliches Zusammenleben, wenn Moral zur bloßen Illusion erklärt und altruistisches Verhalten zur unnatürlichen Entartung herabgewürdigt wird. Selbst wenn Thomas Hobbes Recht hat, wenn der Mensch also tatsächlich 'des Menschen Wolf' ist, so bleibt er doch auch als Wolf noch immer ein Rudeltier und damit ein soziales Wesen.
Beginnend bei klassischen Texten der Neuzeit bis hin zu aktuellen Positionen der Spieltheorie soll in diesem Proseminar daher den Fragen nachgegangen werden, wie weit egoistische Theorien tatsächlich tragen, an welchen Punkten sie in bloßen Reduktionismus umschlagen, welche Folgen sich aus ihnen für die Moral ergeben und mit welchen Argumentationsstrategien sie sich wirkungsvoll kritisieren, erweitern oder letztlich vielleicht sogar überwinden lassen.