Projektstudium (Sucht im Alltag)

Typ: Projekt
SWS: 4
Credit Points: k.A.

Kursbeschreibung / -kommentar

Prävention im Suchtbereich geschieht oft leider so: Ein/e engagierte/r Professionelle/r denkt sich ein Konzept aus, verbringt viel Zeit mit dem Layout von Flyern für die Veranstaltung, stellt Raum und Zeit und Materialien bereit, um dann die willig oder unwillig folgenden Menschen mit dieser Präventionsmaßnahme zu behandeln – an denen diese Maßnahme oft folgenlos vorbeirauscht. Hier soll es einmal andersherum sein: Die Studierenden sollen erst die Menschen kennenlernen, bevor sie ihnen etwas vorschlagen. Nach einer Einführung in das Phänomen der Sucht und des Missbrauchs von Substanzen sind die Studierenden aufgefordert, sich aus dem Bekanntenkreis (nicht der eigenen Familie!) oder dem letzten Praktikum Menschen mit einem riskanten Konsum von Alkohol oder Nikotin zu suchen, die bereit sind, sich zu ihrer Biographie befragen zu lassen und zu weiteren Gesprächen über ihren Konsum bereit sind. Anhand dieser auf Tonband dokumentierten und transkribierten Biographie soll vorsichtig entwickelt werden, welche kleinsten Interventionen zu einer Verringerung des riskanten Konsums führen. Diese Interventionen sollen durchgeführt und evaluiert werden. Das Projekt verbindet forschungsmethodische Übungen (Interview, Feldforschung, Transkription, Textauswertung, Evaluation) mit diagnostischen und Interventionsmethoden. Das Seminar setzt kommunikative Kompetenzen und einen reflektierten Umgang mit Suchtstoffen voraus. Die Erfahrung von bisherigen Projekten zeigt, dass dieses Projekt für abhängige Studierende, insbesondere abhängige RaucherInnen, kaum geeignet ist, da sowohl bei der Gesprächsführung, der Auswertung wie der Intervention die eigene Betroffenheit zu blinden Flecken in der Wahrnehmung führt.
Literatur:
Miller, William R.; Rollnick Stephen (2005). Motivierende Gesprächsführung. Lambertus-Verlag: Freiburg.
Kruse, Gunther; Körkel, Joachim; Schmalz Ulla (2000) Alkoholabhängigkeit erkennen und behandeln. Psychiatrie-Verlag, Bonn.
Aufsätze der Zeitschrift "Suchttherapie" (bei mir erhältlich).
Weitere Informationen: http://www.hs-zigr.de/~schmitt