E-Democracy - Chance für partizipatorische Demokratie (DSA)

Typ: Integrierte Veranstaltung
SWS: k.A.
Credit Points: 1
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Kursbeschreibung / -kommentar

“Democracy’s won!” schreibt Charles Krauthammer am 3. April 1989 in der Washington Post, wenige Monate vor dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa. Ist das wirklich “das Ende der Geschichte” (Fukuyama 1989)? Andere sind skeptischer: Der erste afro-amerikanische Bundesrichter William H. Hastie warnt: “Democracy is not being, it is becoming. It is easily lost, but never finally won”.

Klar scheint, dass die konkrete Organisation demokratischer Systeme keine einfach Aufgabe ist und sich heute neue Herausforderungen stellen: Sind wir durch Parteien und Abgeordnete noch angemessen repräsentiert? Was tun gegen – oder trotz – politischer Apathie und Ignoranz? Wie können wir mehr Menschen an Entscheidungen beteiligen? Was bedeuten neue Parteien (die Linke) für etablierte Demokratien?

Auf der anderen Seite birgt der informationstechnologische Fortschritt vielversprechende Chancen: Können tausende Bürger in einem Wiki zusammen Gesetze schreiben? Wie finden und nutzen wir Experten im Internet? Kann neue Technologie bessere, fairere und elektronische Wahlverfahren ermöglichen?

Diesen und anderen Fragen demokratischer Entscheidungsfindung gehen wir in einer transdisziplinären, problemorientierten Betrachtung nach und integrieren dabei Perspektiven aus Informatik, Soziologie, Mathematik, Politikwissenschaft, Statistik, Verhaltensökonomie, Psychologie und Spieltheorie.

Nach einer Aufarbeitung der historischen, theoretischen und normativen Grundlagen demokratischer Ordnung vergleichen wir verschiedene demokratische Systeme, klären kontrastierende Muster und untersuchen verschiedene Modelle. Wir komplettieren unsere Betrachtung durch eine Vorstellung von empirischen Daten und theoretischen Argumenten über die Krise der (repräsentativen) Demokratie.

Um schließlich fundierte Lösungsperspektiven entwickeln zu können, erarbeiten wir uns ein Verständnis von und die Verständigung zwischen den bearbeiteten akademischen Disziplinen. Der Informatik kommt eine Schlüsselrolle zu, weil deren formaler Sprachen (etwa: UML) uns helfen, das Gelernte und Erdachte zu integrieren.

Als Höhepunkt und Ergebnis der Kursarbeit entwickeln Teilnehmende auf Grundlage der gemeinsamen Arbeit Perspektiven für Political Systems Engineering, untersuchen, wie neue Informationstechnologie die Bedingungen demokratischer Entscheidungen ändern, und vielleicht verbessern kann. Bei ausreichend Zeit und Interesse runden eine experimentelle Anwendung und Auswertung auf der Akademie das Projekt ab.